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Wie die Calatrava Patek Philippe rettete

Es ist nicht ohne Ironie, dass Patek Philippes Calatrava-Modell mitten in der Weltwirtschaftskrise auf den Markt kam. Das Aushängeschild der Marke gilt heute als Maßstab für klassische Dress Watches und ist ein perfektes Ensemble aus Eleganz und Raffinesse, das nirgendwo besser zur Geltung kommt, als wenn es aus der Manschette eines Smokings hervorschaut.

Doch als die Uhr 1932 vorgestellt wurde, schlingerte die Welt nach dem Börsencrash von 1929 gerade durch eine der stärksten Konjukturabschwünge der Geschichte.

Der Umfang der Schweizer Uhrenexporte ging unweigerlich zurück, und so fand sich Patek Philippe um das Jahr 1930, nach einer bis dahin recht erfolgreichen Historie, auf wackligem Boden wieder.

Das Unternehmen brauchte dringend einen Erfolg und fand ihn beinahe in Form einer Uhr, die der Calatrava nicht unähnlicher hätte sein können.

Moment … Eine Patek Philippe Reverso?

1931 erstand die Firma acht Reverso-Gehäuse von LeCoultre, zu denen man enge Beziehungen pflegte, und brachte sie in den Handel, wo alle Exemplare innerhalb eines Jahres Abnehmer fanden.

Das Reverso-Modell, im Patek-Katalog unter der Referenz 106 bekannt, schien das Unternehmen also bereits retten zu können. Doch es sollte nicht sein. Vielleicht hatte Jacques-David LeCoultre, fasziniert von dieser unkonventionellen Uhr, kalte Füße bekommen bei dem Gedanken, sie einem Konkurrenten zu überlassen.

Möglicherweise waren auch die Stern-Brüder, die erst kurz zuvor die Mehrheitsbeteiligung an Patek Philippe übernommen hatten, misstrauisch gegenüber dem Verkauf einer von einem anderen Unternehmen gebauten Uhr.

Stattdessen wurde der britische Uhrenhersteller David Penney beauftragt, etwas zu entwerfen, das die Branche so aufrütteln würde wie es Audemars Piguets Royal Oak Jahrzehnte vorher geschafft hatte.

Aus heutiger Sicht mag das klassische Calatrava-Design natürlich so innovativ erscheinen wie eine gewöhnliche Teetasse. Legt man sie neben eine Richard Mille, könnte man genauso gut auch die Mona Lisa mit Kim Kardashian vergleichen.

Doch als sie erstmals auf dem Markt erschien, kam sie einer Offenbarung gleich.

Die Calatrava veränderte die Spielregeln

Armbanduhren wurden in den 1930er-Jahren in verschiedenen Gehäuseausführungen gebaut, von denen keine einzelne dominierte.

Beliebt waren Quadrat-, Tonneau-, Rechteck- und Kissengehäuse, während runde Gehäuse keinesfalls zum Standard zählten – doch dann erschien die erste Calatrava mit ihrem aufgeräumten Ziffernblatt, den Stabindices und den Schwertzeigern.

Inspiriert von der deutschen Bauhaus-Bewegung mit ihrem „Form-folgt-Funktion“-Ansatz passte Penneys Uhr, die Referenz 96 (erst Jahrzehnte später sollte sie tatsächlich den Namen „Calatrava“ erhalten), perfekt in die nüchterne Sparsamkeit der damaligen Zeit, ohne Abstriche bei der Qualität zu machen. Calatravas wurden fast ausschließlich aus Edelmetallen gefertigt, doch ganz selten erschienen auch Versionen aus Stahl.

Ihre Optik ist seither nie aus der Mode gekommen, und so bleibt sie bis heute ein fester Bestandteil des Patek-Kataloges. Sie wurde zur am häufigsten imitierten Uhr der Welt, und die meisten Luxusmarken können ein Modell zu ihren Kollektionen zählen, das als Calavatra-haft bezeichnet werden könnte.

Auch Patek selbst hat mittlerweile so viele Variationen produziert, dass es manchmal leicht fällt zu vergessen, dass die einfache Referenz 96 ganz am Anfang stand.

Das heutige Angebot umfasst sportliche Stahlmodelle wie die 5212A oder eine Version mit Pilotenzeigern wie die 5524R-001. Doch die meisten Uhrenliebhaber finden den klassischen Calatrava-Look in einer Uhr wieder, die sich mit ihrem Stil immer nah am einfachen Design jener frühen Modelle orientiert.

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