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Feature: Was ist mit der Weltraumuhr von Breitling passiert?

1957 lag die Sowjetunion im sogenannten „Wettrennen ins All“ vor den USA, nahm Sputnik 1 in Betrieb, den ersten künstlichen Satelliten der Welt, und schickte einige Jahre später Yuri Gagarin auf einer einzigen Umlaufbahn um die Erde.

Aus Angst vor dem technologischen Fortschritt der Sowjets – schließlich herrschte ein erbitterter Kalter Krieg – gründeten die USA kurz darauf die NASA und schickten 1961 ihre eigenen Astronauten ins All. Alan B. Shepard und Virgil Grissom waren die ersten beiden, die auf separaten Missionen die Reise antraten.

Da auf diesen Trips vermutlich keiner der Amerikaner irgendeine Art von Uhr getragen hat und die Sowjets an einheimischen Marken festhielten, war der Titel für die erste Schweizer Uhr im Weltall im Februar 1962, als der Astronaut John Glenn an Bord des Ein-Mann-Raumschiffs Friendship Seven ging, noch zu vergeben.

Die Weltraum-Heuer

Wie alle damaligen Astronauten durfte er sich seine Uhr selbst aussuchen, und so entschied sich Glenn für ein Heuer-Modell (wie TAG Heuer damals hieß), das damit zur ersten Schweizer Uhr im All avancierte.

Wie kommt es nun, dass Sie noch nicht von dieser wegweisenden Uhr gehört haben? Warum hat TAG Heuer aus dieser monumentalen Leistung kein Kapital geschlagen und Dutzende von Variationen dieses Modells veröffentlicht, ähnlich wie bei der sagenumwobenen Speedmaster von Omega, die später die erste Uhr auf dem Mond wurde?

Gibt es noch Vintage-Modelle? Hat die Uhr einen coolen Spitznamen passend zum Mond-Thema? Vergessen Sie die Monaco, was ist mit der „Moonaco“?

Nun, es war durchaus verständlich, dass TAG Heuer zögerte, sich die Mond-Geschichte zunutze zu machen, da es sich bei der fraglichen Uhr nicht um eine Armbanduhr, sondern um eine Stoppuhr handelte.

Erst im Mai 1962 fand eine Schweizer Armbanduhr den Weg in den Orbit. Sie wurde von Scott Carpenter getragen, dem vierten Amerikaner im Weltall und dem zweiten Menschen, der die Erde umkreiste.

Herren der Luftfahrt

Die NASA rekrutierte ihre Astronauten aus dem Feld der Testpiloten der US Navy, und Carpenter bildete da keine Ausnahme. Berichten zufolge war er bereits Fan der Breitling Navitimer, die seit ihrer Einführung im Jahr 1952 ihren Ruf als unschätzbares Instrument für die Luftfahrt gefestigt hatte.

Zum Ansehen von Breitling in der Luftfahrt trug auch die Tatsache bei, dass das Unternehmen die britische Royal Air Force bereits 1936 mit Chronographen und Cockpituhren beliefert hatte. Und es tat dies immer noch für Boeing und Lockheed, die führenden Namen in der Luft- und Raumfahrtproduktion.

Mit ihren zahlreichen Skalen und Markierungen, die für die Berechnungen während des Fluges unerlässlich sind, schien die Wahl der Navitimer für Carpenter naheliegend zu sein. Für seine Mission wurde eine Version mit einem 24-Stunden-Zifferblatt und einer etwas größeren Lünette – Referenz 809 – vorbereitet.

Er sollte seine „Cosmonaute“, wie sie später genannt wurde, auf seinem fünfstündigen Flug in der Raumkapsel Aurora 7 viele Male konsultieren. Aber die Mission verlief alles andere als fehlerfrei und aufgrund einiger schwerwiegender Fehlkalkulationen hatten Carpenter und seine Uhr Glück, dass sie überhaupt zur Erde zurückkehrten.

Weltraumfest, aber nicht wasserdicht

Die „Cosmonaute“ hat während des Fluges bewundernswerte Leistungen erbracht, aber beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre soll Carpenter einige Anweisungen der Missionskontrolle missachtet haben, was dazu führte, dass die Aurora die für die Wasserung geplante Stelle im Atlantischen Ozean um rund 400 Kilometer verfehlte.

Da das Bergungsboot mindestens eine Stunde entfernt war, verließ Carpenter sein Shuttle und wartete auf einem Rettungsfloß aus Plastik, bis Taucher der Navy ihn in Sicherheit brachten.

Hier nahm die „Cosmonaute“, die für Aktivitäten im Wasser nicht geeignet war, Wasser auf und wurde so stark beschädigt, dass Carpenter sie später zur Reparatur an Breitling zurückgab. Es war das letzte Mal, dass er diese spezielle Navitimer sah. Die Uhr, die Breitling ihm zurückschickte, war ein ganz neues Modell mit dem Wort Cosmonaute auf dem Zifferblatt.

Die unbedeutende Angelegenheit des Wasserlecks hielt Breitling nicht davon ab, die Bestrebungen des Unternehmens im Weltraum in der markeneigenen Werbung zu erwähnen. Carpenters Uhr verschwand jedoch in den Tresoren von Breitling und wurde nie wieder gesehen. Das winzige Vintage-Museum in der Breitling-Boutique in Manhattan verfügt über ein Modell, das mit dem von Carpenter identisch ist, aber es handelt sich nicht um die tatsächliche Uhr.

Von den Sternen zum Meer

Pilotenfehler oder ein Instrumentendefekt – Carpenter nahm die Schuld für eine Reihe von Fehlern auf sich, die ihn sein Leben hätten kosten können. Er sollte nie wieder ins All fliegen und schließlich – ein ein wenig ironisch – Aquanaut für das Sealab-Projekt der US Navy werden.

Heutzutage bezieht sich Breitling in seiner Marketingliteratur nur selten auf seine Weltraumuhr. Wer weiß, ob das Unternehmen es vorzieht, sich von Carpenters unvollkommener Mission zu distanzieren, oder einfach einräumt, dass Omega ihm den Titel der ultimativen „Weltraum-Uhrenmarke“ weggeschnappt hat.

Was Carpenters spätere Karriere als Taucher betrifft, so ist nicht bekannt, ob es sich bei der Uhr, die er für diese Arbeit trug, um eine Breitling handelte …

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