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REZENSION: IWC PORTUGIESER CHRONO CLASSIC

Was passiert, wenn sich Ingenieurskunst und Schönheit überschneiden, kann man weltweit an vielen Beispielen bewundern. Die Concorde ist eines, The Shard ein weiteres und die ursprüngliche Portugieser von IWC ein drittes. Was diese drei Dinge gemeinsam haben, ist die Fähigkeit, aus einer praktischen Lösung etwas Begehrenswertes zu machen: Die Concorde hatte ihren langgestreckten, schlanken weißen Rumpf, der von aggressiv geschwungenen Flügeln eingefasst war; The Shard dominiert die Londoner Skyline und teilt niedrig hängende Wolken und die Portugieser zeichnet sich durch eine nüchterne und schlichte Eleganz ohne lästige Designanhängsel aus. Die Portugieser sollte nicht mehr und nicht weniger sein als eine Armbanduhr – eine große Armbanduhr – und die Reinheit ihrer Entstehungsgeschichte verleiht ihr eine ehrliche, ansprechende Qualität.

Im Laufe der Generationen, die verstrichen sind, seit jene beiden seefahrenden Kaufleute aus Portugal IWC baten, eine große, präzise Uhr für sie anzufertigen, wurde dieses Design-Erbe scheibchenweise abgetragen. Die Portugieser von heute ist keine Uhr, die für einen einzigen Zweck entwickelt wurde, sondern eine Hommage an diese Vergangenheit, und der Nebel der Zeit hat begonnen, ihren ursprünglichen Daseinsgrund zu verschleiern. Wie beim Spiel „Stille Post“, beim dem eine Botschaft flüsternd von Teilnehmer zu Teilnehmer übertragen wird, ist dabei so gut wie garantiert, dass unterwegs etwas verloren geht. Kann die neueste Portugieser, die Chrono Classic, an ihr Erbe anknüpfen, oder wird sie J-Lo ein verächtliches Stirnrunzeln entlocken, weil die Uhr vergessen hat, woher sie kommt?

Das Wichtigste zuerst: Es handelt sich hier um eine Chronographenuhr, was bei der ursprünglichen Portugieser nicht der Fall war. Angesichts des unaufdringlichen Stils und der nahezu perfekten Proportionen der Standardversion des Portugieser-Chronographen (mit dem ETA-7750-basierten Uhrwerk) ist dies, was die Reinheit des Designs angeht, kein wirkliches Problem – wenn überhaupt, betont es den ursprünglichen Zweck der Uhr: ein Werkzeug zu sein. Und doch scheint die Classic die Übergabe des Staffelstabs zu verstolpern, weil sie trotz der Konsolidierung zweier Hilfszifferblätter unruhiger wirkt. Das soll nicht heißen, dass sie schlecht aussieht, bei weitem nicht – sie hat nur leider etwas von der Klarheit und Schlichtheit des ursprünglichen Zifferblatts verloren.

Mit der Verschmelzung der Minuten- und Stundenanzeige des Chronographen hält ein neues Uhrwerk Einzug, das Kaliber 89361. Seine Spezifikationen wissen zu beeindrucken: Es kann mit einer 68-stündigen Gangreserve, Sekunden-Flyback sowie dem proprietären Pellaton-Aufzugsystem von IWC aufwarten und wird auch sonst hausintern hergestellt. Aber diese Liste hat auch ihren Preis – die Dicke. Die höchste Wölbung des Uhrglases hebt sich 14,5 mm vom Handgelenk ab, was in Kombination mit dem Durchmesser von 42 mm für ein leicht klobiges Tragegefühl sorgt, insbesondere in Gold. Die traditionelle Portugieser war schon immer groß, aber nie dick, und so gut das Uhrwerk auch durch den Saphirglasboden aussieht – es muss doch etwas geben, das geopfert werden kann, um ein paar wertvolle Millimeter einzusparen.

Trotzdem schafft es die Classic, eine Uhr zu sein, die vieles kann: Sie ist ein großartiger Blickfang, sie wird von einem fantastischen Uhrwerk angetrieben und sie trägt das Emblem eines der größten Uhrenhersteller der Welt. Aber eines ist sie nicht: eine waschechte Portugieser.

Spezifikationen | IWC Portugieser Chrono Classic IW390402

Gehäuse | 18 Karat Rotgold Abmessungen | 42 mm Durchmesser, 14,25 mm Dicke Uhrglas | Antireflexionsbeschichtetes synthetisches Saphirglas Wasserdichtigkeit | 30 m Uhrwerk | Kaliber 89361, Automatik Frequenz | 28.800 vph Gangreserve | 68 Stunden Armband | Leder Funktionen | Uhrzeit, Datum, Flyback-Chronograph

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