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Feature: 3 weitere Dinge, die Sie über A. Lange & Söhne wissen sollten

Zum Abschluss der „Im Fokus“-Woche über A. Lange & Söhne beschäftigen wir uns noch ein zweites Mal mit der Frage, was diese Marke so einzigartig und interessant macht. Diesmal haben wir ein paar Infohäppchen für Sie, die Sie sicherlich noch nicht kannten. Die Woche mag vorbei sein, aber verpasst haben Sie nichts – alle Artikel sind in jetzt auf watchfinder.com zu finden, also werfen Sie unbedingt einen Blick darauf. Auch auf Instagram unterhalten wir uns über alle möglichen Themen in Bezug auf A. Lange & Söhne – seien Sie doch auch dabei. Und hier kommen sie: die drei Fakten zu A. Lange & Söhne, zu deren stolzen Kennern auch Sie sich in zehn Minuten zählen dürfen.

Das „deutsche Silber“ von A. Lange & Söhne ist nicht aus Silber

Wenn Sie zu den wenigen Privilegierten gehören, die mit eigenen Augen durch die Rückseite einer Uhr von A. Lange & Söhne hindurchschauen durften, werden Sie meine folgenden Ausführungen nachvollziehen können. Viele Uhrwerke, selbst von Luxusuhren, wirken recht monochrom und haben höchstens hier und da ein paar Tupfen Pink und Gold. Das in schweizerischen Uhrenwerkmanufakturen so häufig vorkommende rhodinierte Messing ist das Grundmaterial der Vergangenheit, mit dem sich auf diesem feinmechanischen Niveau gut arbeiten lässt und das zum Schutz vor Korrosion mit einer Schicht hellweißen Rhodiums versehen wird.

Es ist keinesfalls unattraktiv – aber in Vergleich zu einem Kaliber von A. Lange & Söhne ist normal halt ein einfach ... normal. Wenn Sie hingegen in die Rückseite eines dieser deutschen Meisterwerke schauen, werden sich Ihre Augen an dem tiefgoldenen Farbton – nicht nur der Gravur, sondern auch des Uhrwerks selbst – gar nicht sattsehen können. Vielleicht war es das, was sich in der Aktentasche von Marcellus Wallace verbarg. Aber was denn genau? Na Neusilber – in einige Sprachen auch „deutsches Silber“ genannt.

Nicht nur A. Lange & Söhne, sondern viele Uhrmacher in der Glashütter Region nutzen Neusilber extensiv. Dies liegt zum Teil daran, dass es die Firma A. Lange & Söhne war, die die Uhrmacherei in dieser Gegend etabliert hat, aber auch daran, dass die Eigenschaften des Neusilbers viele Vorteile gegenüber seinem schweizerischen Pendant bieten.

Ferdinand Lange, der Gründer von A. Lange & Söhne, setzte von Anfang an auf absolute Perfektion. Wenn er als ein Unbekannter aus unbekannter Gegend in den Wettbewerb eintreten wollte, würde er dafür sorgen müssen, dass jedes Einzelteil jeder Uhr ausgefeilte Vollendung erfuhr. Hier hat der Prozess der Zweifachmontage seinen Ursprung, ebenso wie die Verwendung der schwieriger anzupassenden, jedoch im Großen und Ganzen stabileren Dreiviertelplatine mit ihren grenzenlos verstellbaren, jedoch letztendlich viel zeitaufwendigeren verschraubten Chatons.

Das „deutsche Silber“ war es auch, welches das weichere, typischerweise genutzte Messing ablöste. Aus mechanischer Sicht ist es viel geeigneter für das Uhrwerk, und visuell ist es sehr ansprechend – doch es gibt eine Kehrseite. Es ist äußerst anfällig für Blessuren. Wenn nach allen Anpassungs- und Veredlungsarbeiten die Endmontage beendet und das Uhrwerk in der Uhr eingeschlossen ist, ist jedes Mal ein Seufzer der Erleichterung zu vernehmen.

Aber Moment mal ... es ist nicht wirklich deutsches Silber. Es ist niemandes Silber, denn nicht eine Spur des Edelmetalls ist im Material zu finden. Es ist eine Legierung aus Kupfer, Nickel und Zink, die auf Härte ausgelegt ist und so heißt, weil sie aus Deutschland kommt und ein bisschen wie Silber aussieht.

A. Lange & Söhne hatte den Chronographen eher als Patek Philippe

An einem Ende der Skala haben wir also Uhren, die nur die Zeit anzeigen, und auf der anderen Seite grandiose Zeitmesser voller Komplikationen. Das Optimum einer erstklassigen Uhrenkollektion ist jedoch – zumindest für mich – der Chronograph. Ein guter handaufziehbarer Chronograph bietet ein derart perfektes Gleichgewicht zwischen Zurückhaltung und Exzess, dass meine Hirnanhangsdrüse ihm zu Ehren eine Salve Dopamin abschießt. Alles zwischen Seagull 1963 bis hin zu Patek Philippe 5172G – oh ja!

Und die Patek Philippe 5172G muss doch einfach unübertrefflich sein, oder? Das handaufziehbare Kaliber CH 29-535 PS aus Eigenbau, mit Schaltrad, Horizontalkupplung, augenblicklichem Minutenzähler ¬– sie setzt den Maßstab, ist die beste, die Spitzenuhr – doch ist sie das wirklich?

Vielleicht überrascht es Sie, dass der CH 29-535 PS von Patek Philippe nicht auf eine so lange Historie zurückblicken kann wie die Marke selbst. Gewiss, er war der erste reine Chronograph, den die berühmte Uhrmacherfirma im eigenen Hause gebaut hat – aber er erblickte erst 2009 das Licht der Welt. Davor, nun, ein Davor gab es nicht. Abgesehen vom Schleppzeigerchronographen CHR 27-535 PS, der ein paar Jahre zuvor, nämlich 2005, herausgekommen war, war der CH 29-535 PS der erste einfache Chronograph, den die Firma als Armbanduhr herstellte.

Dafür gibt es einen guten Grund. In der Kurzversion war es, nachdem Taschenuhren sich zu Armbanduhren entwickelt hatten, illustren Herstellern von Spitzenkalibern – wie Patek Philippe – aufgefallen, dass der Chronograph so ein bisschen unter den Tisch gefallen war. Nachdem man sich abgemüht hatte, das weggefallene Geschäft durch schlanke, komplikationslose Armbanduhren zu ersetzen, und eine Handvoll Kunden mit unglaublich komplizierten Taschenuhren zufrieden gestellt hatte, blieb nicht genügend Nachfrage, um eine Investition in ein doch überraschend kompliziertes Armbanduhrwerk, den Chronographen, zu rechtfertigen.

Also bezogen die drei größten Uhrenhersteller – Patek Philippe, Vacheron Constantin und Audemars Piguet – ihre Chronographen-Uhrwerke alle woanders und konzentrierten ihre Bemühungen auf die Finissierung. Patek Philipp behielt dies bis zum Jahre 2009 so bei. Aber was hat das alles mit A. Lange & Söhne zu tun? Nun, Sie wären sicher nicht darauf gekommen, aber das von der deutschen Uhrmacherfirma eigenproduzierte Armband-Chronograph-Kaliber L951.1 hatte sein Debüt 1999, als es im Datograph verwendet wurde, also nicht nur einige Jahre, bevor Patek Philippe seinen Chronographen herausbrachte, sondern ein ganzes Jahrzehnt früher.

A. Lange & Söhne hat Seiko für seinen Erfolg zu danken

Wie ein preisgekrönter Schauspieler, der in tränenreicher Dankesrede eine Reihe von Leuten aufzählt, die ihm seinen Ruhm ermöglicht haben, so schuldet auch die Firma A. Lange & Söhne einigen Menschen ihren heutigen Erfolg. Da wäre natürlich Ferdinand Lange, dann sein Urenkel Walter, der das Geschäft wiederbelebte, Günter Blümlein, die Legende, die Walter half, seinen Traum zu verwirklichen, Wilhelm Schmid, der im letzten Jahrzehnt am Steuer war, und viele andere mehr.

Aber ein Name, den man auf dieser Liste wohl nicht erwarten würde, ist Seiko. Die Rolle der Firma im Blockbuster über den phänomenalen Aufstieg von A. Lange & Söhne zu universellem Ruhm mag klein gewesen sein, ist aber gewiss der Rede wert. Spulen wir ein Stück zurück und erinnern uns für einen Moment an Anthony de Haas.

Es gibt nicht viele Positionen in der Uhrmacherbranche, die einflussreicher sind als die von Anthony de Haas. Er ist der Chefentwickler von A. Lange & Söhne und ist seit 2004 verantwortlich für, ach, ich weiß nicht, ein paar kleine Projekte, von denen Sie vielleicht schon gehört haben, wie Zeitwerk oder Triple Split.

Zum großen Teil hat das heutige A. Lange & Söhne das nach wie vor ertönende Lob der Kritiker de Haas seriöser Herangehensweise an die Herstellung von Uhren zu verdanken. Seine Detailversessenheit macht ihn zu einer Art Steve Jobs der Uhrmacherkunst – natürlich ohne dessen eigenartige Spiritualität und Probleme mit der persönlichen Hygiene. De Haas nahm sich sogar der für ihre Empfindlichkeit berüchtigsten – sprich, zerbrechlichsten – Komplikation an, der Minutenrepitition, und machte sie – so er selbst wörtlich –idiotensicher. Und falls Sie noch weitere Indizien für den Perfektionismus dieses Mannes brauchen: er ist auch Schlagzeuger. Bedarf es weiterer Worte?

Als Jugendlicher träumte de Haas tatsächlich davon, Schlagzeuger werden, hatte aber kein Schlagzeug. Er nahm eine Werkzeugmacherlehre auf, um zu lernen, wie man selbst so etwas baut. Seine Faszination für Feinstmechanik wurde während der sechsjährigen Ausbildung immer stärker. Er machte seinen Abschluss als Uhrmacher und hatte seitdem diverse technische Positionen bei Firmen wie IWC und Renaud & Papi, dem Zulieferer für anspruchsvolle Komplikationen, inne. Seine ersten Jahre, in denen sein noch formbarer Geist geprägt wurde, verbrachte er jedoch an einem bescheideneren Ort: Seiko.

Nun ja, wir wissen nicht, wie sehr De Haas wirklich durch seine Zeit bei Seiko beeinflusst wurde, aber in Anbetracht von Seikos Ruf für unglaubliche Effizienz und technische Finesse muss es dort eine Zeit gegeben haben, in der er gelernt hat, wie man eine Firma von Projekt zu Projekt führt, wie er es heute bei A. Lange & Söhne tut. Und hätte er in jener Zeit nicht bei Seiko gearbeitet, wer weiß, wohin ihn sein Karriereweg als nächstes geführt hätte? Also egal, wie klein diese Fußnote im Lebensweg von de Haas gewesen sein mag, A. Lange & Söhne schuldet Seiko ein anerkennendes Nicken.

Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, können Sie sich auf die „Im Fokus“-Geschichten der nächsten Woche über die Marke freuen, die auf dem vierten Platz gelandet ist. Haben Sie eine Ahnung, wer das sein könnte? Falls nicht schon geschehen, vergessen Sie in der Zwischenzeit nicht, all die Artikel durchzuschauen, die im Laufe der Woche hier auf watchfinder.com eingestellt wurden.

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