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Deshalb ist Glashütte ohne A Lange & Söhne nicht vorstellbar

Für ein Städtchen, das das Epizentrum der deutschen Luxusuhrenindustrie ist, ist Glashütte doch ein recht bescheidener Ort. Malerische niedrige Gebäude säumen die rund ein Dutzend Straßen, die von grünen, bewaldeten Hügeln – ein natürlicher Schutzschild gegen die Außenwelt – eingerahmt werden.

Ein kompletter Rundgang durch die Stadt, die man kaum als geschäftig bezeichnen kann, nimmt nicht mehr als 15 Minuten in Anspruch. Dabei kommt man wahrscheinlich an mehr Uhrenfirmen als an Menschen vorbei.

Ordentlich, tadellos gepflegt und unbelastet vom regen Verkehr, verströmt dieser Ort einen Hauch von dezentem Wohlstand. Dennoch hat diese Stadt eine turbulente Geschichte durchlebt. Sie stand einst am Rande des finanziellen Ruins und stellt heute einige der begehrtesten – und teuersten – Luxusuhren der Welt her.

Das Silber der Hügel

Die erste urkundliche Erwähnung von Glashütte stammt aus der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts. Damals gab es in der Gegend reichlich Silber- und Eisenerzvorkommen. Etwa einhundert lokale Bergwerke brachten der Stadt Wohlstand.

Als Silber und Eisen zur Neige gingen und die Bergwerke geschlossen wurden, wurde versucht, die Korbflechterei als alternativen Wirtschaftszweig zu etablieren, doch die Erträge waren dürftig. So geriet Glashütte im 19. Jahrhundert in eine existenzielle Krise.

1845 überzeugte der im nah gelegenen Dresden aufgewachsene Uhrmacher Ferdinand Adolphe Lange die sächsische Regierung davon, dass der Wohlstand der Stadt durch die Uhrmacherei wiederbelebt werden könnte, und er erhielt ein Darlehen, um 15 Lehrlinge in der Uhrmacherkunst auszubilden.

Diese früheren Strohflechter, Handwerker und Bergleute bildeten die Grundlage der dortigen Uhrenindustrie. Sie stellten alle für den Bau einer Uhr erforderlichen Teile her, was wiederum viele andere Uhrmacher in die Gegend lockte. Zu ihnen gehörte auch Karl Moritz Grossman, der in einem Gebäude im Stadtzentrum eine Uhrmacherschule gründete, die heute ein hervorragendes und hochmodernes Uhrenmuseum beherbergt, das Liebhaber und Sammler aus der ganzen Welt anzieht.

Glashütte wurde schnell zum Zentrum der deutschen Qualitätsuhrmacherei und alle dafür notwendigen Komponenten wurden innerhalb der Stadtgrenzen hergestellt. Der Ruf der Stadt sorgte sogar dafür, dass sie Opfer von Fälschungen wurde, bei denen zwielichtige Uhrmacher aus dem Ausland den Namen „Glashütte“ auf die Zifferblätter druckten.

Dies veranlasste die in Glashütte ansässigen Marken, den Begriff „Original Glashütte“ registrieren zu lassen und ihn auf ihre Zifferblätter zu drucken, um diese von den Fälschungen zu unterscheiden.

Probleme der Nachkriegszeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg blühte Glashütte noch einmal auf, bis die Stadt im äußersten Osten Deutschlands Teil des Sowjetblocks wurde und ein Großteil ihrer traditionellen Maschinen und Werkzeuge beschlagnahmt wurde.

Im 1949 gegründeten kommunistischen ostdeutschen Staat war die einzige Uhrenfirma, die operieren durfte, der VEB Glashütter Uhrenbetriebe (GUB). Dabei handelte es sich um ein staatliches Konglomerat, in dem alle Glashütter Marken zwangsweise zusammengefasst wurden.

Die Uhren der GUB waren ein kümmerlicher Abglanz dessen, was in der Vorkriegszeit hergestellt wurde. Sie sorgten jedoch dafür, dass die Uhrmachertradition in Glashütte – wenn auch auf einem minderwertigen Niveau – weiterlebte und sogar die Quarzkrise der 1970er und 80er Jahre überstand.

Die Auferstehung

Nach dem Fall der Berliner Mauer und der Wiedervereinigung Deutschlands erhielt Glashütte endlich die Freiheit, um sich erneut als Hochburg der Uhrmacherei zu etablieren.

Glücklicherweise war Walter Lange, Ferdinands Urenkel, der während des Mauerbaus 1961 nach Westdeutschland geflohen war, in der Uhrenbranche geblieben und kehrte 1990 nach Glashütte zurück, um den Familiennamen zurückzufordern und das Unternehmen wiederauferstehen zu lassen.

Dank der Investitionen von Günther Blümlein, dem Vorstandsvorsitzenden von Les Manufactures Horlogères (LMH), einer Gruppe, zu der auch IWC gehörte, gelang es Walter, den heiligen Namen A. Lange & Söhne wiederzubeleben. Mit Recht strebte er in die höheren Sphären der Branche.

A. Lange & Söhne arbeitete bis 1994 an der Entwicklung, Herstellung und Markteinführung seiner ersten Uhrenreihe der postkommunistischen Ära, zu der die Modelle Lange 1 und Saxonia gehörten. Diese Modelle waren ein sofortiger Erfolg und als 15 Jahre später das Modell Zeitwork auf den Markt kam – zu diesem Zeitpunkt wurde das Unternehmen bereits von der Richemont-Gruppe übernommen – zählte es wieder zur Avantgarde der Luxusuhrenhersteller.

Andere alte Glashütter Marken wie Mühle Glashütte und Glashütte Original folgten diesem Beispiel und im Zuge der Wiederbelebung der städtischen Uhrenindustrie wurde sogar ein brandneues Unternehmen gegründet. Dabei handelt es sich um Nomos, das heute der größte deutsche Hersteller mechanischer Uhren ist und als erschwingliche Einstiegsmarke in das Preisgefüge von Lange gilt.

Letztes Jahr feierte die Stadt das unglaubliche 175-jährige Bestehen ihrer Uhrenindustrie. Dies alles hat sie dem unbeugsamen Geist von Lange zu verdanken, dem Unternehmen, das dafür gesorgt hat, dass diese bemerkenswerte Stadt niemals unterging.

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